Mode vereint die beiden Grundbedürfnisse von Nachahmung und Abgrenzung. Eine Uniform hebt ein Individuum hervor, gleichzeitig macht sie auch seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe kenntlich.
Uniformen sollen nach außen eine Gemeinschaft zeigen und nach innen die Gruppe stärken. Prachtvolle Abzeichen wie Schulterklappen, Sterne und Orden greift die Mode auf und verwendet sie als Dekorelemente. Innerhalb der modischen Uniformität gibt es Zeichensysteme wie Markenlogos, die eine soziale und stilistische Zuordnung ermöglichen.
Der Mensch stellt seine Persönlichkeit durch Kleidung und Styling zur Schau, orientiert sich an allgemeinen Trends. Somit entsteht eine uniforme Individualität: Mode im Spannungsfeld zwischen Gleichheit und Anderssein.
In den Medien präsentieren sich Modemarken mit einem bestimmten Image für eine bestimmte Zielgruppe. Eine starke Marke muss wachsen. Dann hat sie einen hohen Markenwert.
Marken vernetzen sich mit den Lebenswelten ihrer Konsumenten. Eigenkreationen liegen im Trend. Marken nutzen Kunst- und Musikschaffende als Zugpferde und eignen sich ihr Image an, weil Kunst und Musik emotional aufgeladen sind.
Die Welt der Modewirtschaft dreht sich schnell. "Heritage" (Erbe) lautet das Instrument der Marketingexperten gegen vergängliche Mode. Alte Designs werden neu kombiniert und Werte wie Qualität und Originalität weiter transportiert. Auch gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Umweltkatastrophen, Armut und Krankheit werden von Modekonzernen aufgegriffen, denn gutes Handeln liegt im Trend und wertet das Image der Marke auf.
Eine Wandillustration weist den Blick in die Vergangenheit und erzählt die Geschichte der Mode seit der Erfindung der Nähmaschine. Mit ihr kam ein schnellerer Takt in die Mode: Konfektionskleidung konnte in großen Mengen hergestellt und Mode somit einer breiten Masse zur Verfügung gestellt werden.
Zeitgeschehen und Mode sind eng verzahnt. Hier wird deutlich, wie sich soziale und gesellschaftliche Veränderungen in der Mode widerspiegeln. Die Befreiung der Frau aus dem Korsett, der Einfluss der Sportmode auf die Alltagskleidung und die große Bandbreite von Jugendstilen sind einige Entwicklungen, die in der Grafik dargestellt sind.
Gestern Punk, heute Emo, morgen Visual Kei? Für viele Jugendliche ist die Zuordnung zu einer Szene keine Lebensentscheidung, sondern eine Frage des Stylings. Musik, Kleidungsstil und Interessen halten die Szene zusammen.
Jugendkulturen haben viele Nachahmer, die typische Styles kopieren. Modehersteller bedienen diese Zielgruppe, indem sie szenetypische Merkmale übernehmen und dem allgemeinen Geschmack anpassen, womit wieder ein neuer Modetrend geboren ist.
Eine Amtsstube in der Ausstellung hat die Aufgabe, jugendkulturelle Szenen zu beobachten und zu verwalten. Authentische Abzeichen der Szenen werden vom Amt archiviert und verwaltet, Mode, die einfach nur nachahmt, wird beschlagnahmt. Besucher dürfen hier selbst mitwirken.
Fast jedes Mode-Label führt eine eigene Jeans-Kollektion. Aus robustem Denim, hergestellt für Goldgräber und Cowboys des 19. Jahrhunderts, waren Jeans vor allem eines: praktisch und extrem strapazierfähig.
Seit den 1950er Jahren prägen Jeans jugendkulturelle Stile. Die Jeans polarisierten lange Zeit die Generationen. Doch Jeans ist nicht gleich Jeans. Schnitt- und Veredlungsvariationen ermöglichen eine Differenzierung von der globalen Alltagsuniform.
Gebrauchsspuren geben der Jeans eine individuelle Note. Unternehmen haben den Marktwert dieser Spuren erkannt. Sie fügen den Hosen im Produktionsprozess künstlich Verschleißerscheinungen, Waschungen und Finishings zu und vermarkten sie als »Authentic Wear«, »Used«- oder »Vintage Look«.
Do it yourself: Besucher können Jeans durch Gebrauchsspuren selbst veredeln und ihren persönlichen Look kreieren.
Karierte Stoffe nennt man im Englischen "Tartans". Wer Tartan trägt, möchte sich von der Masse abheben. Tartan hat seinen Ursprung 3.500 v. Chr. in China und ist seit rund 250 Jahren als Karomuster der Schotten bekannt. Mitte des 19. Jahrhunderts erlebten die Tartanmuster ihren modischen Durchbruch.
Die bunten Muster transportieren verschiedene Botschaften: Ob Punk, Schulmädchen oder Oberschicht – je nach Farbspektrum entfalten sie eine andere Wirkung. Muster mit einem hellen Grundton wie "Nova Check" von Burberry und "Victoria Stewart" gelten als vornehm, rote und kontrastreiche Muster wirken eher provozierend.
An der Mitmachstation in der Ausstellung kann jeder Besucher sein eigenes Tartanmuster entwerfen und mit nach Hause nehmen.
Camouflage ist weit mehr als nur ein modisches Muster – es ist eine Tarnstrategie, die ihren Ursprung in der Tierwelt hat und als Selbstschutz dient. Sich tarnen heißt, mit der Umwelt optisch zu verschmelzen, um möglichst unsichtbar zu sein.
Im Ersten Weltkrieg bediente sich das Militär dieser Strategie. Heute hat fast jede Armee ihre spezifischen Tarnausrüstungen. Der subversive Ausdruck der Camouflage-Mode ist über die Jahrzehnte weitestgehend verloren gegangen. Camouflage-Hosen und -Jacken sind, ausgehend von Punk, New Wave und anderen Jugendkulturen, nun in die Mode eingezogen.
Neu ist Urban Camouflage für den städtischen Raum. Hier werden verstärkt geometrische Muster verwendet, die sich auch in der Mode wiederfinden. Der Wunsch aufzufallen hat zumindest in der Mode den Effekt der Tarnung abgelöst.
Der magische – und natürlich der kaufanregende – Moment in der Mode ist das Neue. Die Modebranche steht unter dem Druck, ständig etwas Neues auf den Markt zu bringen.
Das kreative Potenzial für immer Neues findet sich in der Straßen- und Subkultur, in den Designabteilungen der Hersteller, in Fashion Blogs und in den Ateliers der Haute Couture. Kunst- und Modeschaffende inspirieren sich gegenseitig. Scheinbar modische Innovationen greifen auf das Alte, Vergangene, Bekannte zurück und bringen es neu heraus.
Gerade das Spannungsverhältnis von Alt und Neu macht den Reiz der Modeinnovationen aus, die somit Trends setzen, denen nicht mit der alten Kleidung aus dem Kleiderschrank gefolgt werden kann.
Durch Mode-Inszenierungen, Stylings und Shows werden neue Kontexte geschaffen und das bereits Bekannte erscheint in neuen Formen, Farben oder Kombinationen. Zitieren, Übertreiben, Zuspitzen und Provozieren sind Stilmittel, um Mode zu entwerfen und zu präsentieren.
Handys, Notebooks und PC sind heute selbstverständliche Technologien. Immer kleiner werdende Computer ermöglichen es, dem Menschen immer dichter an den Körper zu rücken.
Seit mehr als einem Jahrzehnt versuchen Forscher, Firmen und Designer neue Mensch-Maschine-Schnittstellen zu kreieren, die sogenannten Smart Clothes. Die Devise lautet: Medien werden zu Kleidung und Kleidung wird zu Medien.
Hier werden Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung präsentiert und Prototypen und Produkte aus dem Bereich "Intelligente Kleidung" gezeigt, z. B. ein Handschuh für Taubblinde, der Behinderten ermöglicht, mit der Umwelt zu kommunizieren. Hightech-Textilien für Kinder reagieren auf Wärme und Feuchtigkeit und erzeugen so individuelle Muster und ein Leuchten in den Stoffen.
Auch die Universität Paderborn ist vertreten. Studierende des Fachs Textil haben sich künstlerisch mit dem Thema Kleidung und Computer auseinandergesetzt.