Das HNF präsentiert auch zwei sehr seltene Rechengeräte aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Besonders gut erhalten ist die „Machine arithmétique de Grillet“ von 1678. Außer dem Exemplar des HNF ist nur noch eine Maschine im Musée des arts et métiers in Paris bekannt.
Gefertigt von René Grillet, dem Hofuhrmacher Ludwigs XIV., ist sie ein hervorragendes Beispiel für die Anfänge des mechanischen Rechnens. Eine kurze Beschreibung mit einem Kupferstich veröffentlichte Grillet 1678 in der ersten europäischen wissenschaftlichen Zeitschrift „Le Journal des Scavants“. Seine Erfindung basierte auf dem Rechnen mit Napier-Stäbchen, die seit 1617 verwendet wurden.
Unten im Holzkasten befinden sich fünf Walzen, gestaltet nach dem Prinzip von Napier-Stäbchen, zur Multiplikation und Division sowie zwei weitere Walzen zum Quadrieren und Berechnen von Kubikzahlen. Im Deckel hat Grillet 24 kleine aus Papier gefertigte Zahlenscheiben angebracht, die das Aufsummieren der von den Napier-Stäbchen gelieferten Teilergebnisse ermöglichen. Die sehr diffizilen Zahlenscheiben scheinen offensichtlich in den vergangenen 335 Jahren kaum verwendet worden zu sein, so hervorragend sind sie erhalten.
Im Vergleich zur Pascaline, einer der ersten Rechenmaschinen von 1642, fehlt der Grillet der Zehnerübertrag und das mechanische Räderwerk. Mit einem Format von 14,5 x 32,5 x 5 cm und einem Gewicht von 990 Gramm ist sie aber besonders kompakt und kann als portables Gerät und damit als Urahn des Taschenrechners betrachtet werden.
1668 veröffentlichte der Mathematiker und Jesuit Caspar Schott den Plan eines Rechengeräts, das ebenfalls auf dem Rechnen mit Napier-Stäbchen basiert. Das im HNF gezeigte Gerät geht auf diese Beschreibung Schotts zurück und ist etwa auf das Jahr 1780 zu datieren. Der Hersteller ist unbekannt.
Es unterstützt die Multiplikation und Division achtstelliger Zahlen. Der Kasten ist aus Nussbaum- und Eichenholz gefertigt, die Drehknöpfe sind aus Elfenbein. Messingblenden dienen als Zier.