Das HNF veranstaltet gemeinsam mit dem Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn e. V. Vorträge zu historischen Themen.
Prof. Dr. Karen Radner, Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für die Alte Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens
Einst brachten die Flüsse Euphrat und Tigris jeden Frühling Schmelzwasser aus den Bergen in die Flutebene des Iraks, und jedes Jahr musste das fruchtbare Ackerland neu vermessen werden. In der Großstadt Uruk entwickelten vor über sechstausend Jahren die Behörden ein Notationssystem von Schrift und Zahl, mit dem sie sich ihre Welt untertan machten.
Wirtschaftliche Berechnungen wollte man möglichst einfach halten. Das Jahr konzipierte man als Einheit von 360 Tagen, mit zwölf Monaten von 30 Tagen; die Diskrepanz von fünf bis sechs Tagen zum Sonnenjahr wurde als unproduktive Feiertagsperiode zu Neujahr einfach ignoriert. Die sexagesimale Kalkulation mit den Faktoren sechs und zehn wurde auf viele andere Lebensbereiche übertragen und hatte eine ganz unerhörte Wirkung darauf, wie die Menschen ihre Umwelt wahrnahmen. Das beständige Schreibmaterial Ton erlaubt uns heute tiefe Einblicke in diese längst vergangene und dennoch sehr moderne Kultur.
Dieses Thema wird im HNF in einem eigenen Ausstellungsbereich präsentiert, der in jüngster Zeit vollständig überarbeitet und neugestaltet worden ist.
Der Vortrag findet im HNF statt und wird nicht im Internet übertragen. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich!