Urbane, großstädtische Räume und ihre Gesellschaften gelten in der Forschung oft als dynamische Träger sozialer, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Fortschrittsentwicklungen. Demgegenüber wird Mittel- und Kleinstädten in der Peripherie sowie dem ländlichen Raum eher provinzielle Rückständigkeit attestiert, die diese Entwicklungen entweder erst mit zeitlicher Verzögerung oder überhaupt nicht adaptieren würden. Die Untersuchung ländlich geprägter Regionen belegt jedoch für die 1970er- und 1980er-Jahre deutlich komplexere Bewegungsprozesse von Beharren, Nachahmen und Anpassen zwischen Zentren und Peripherie als vielfach angenommen.
Ostwestfalen-Lippe (OWL) setzt sich aus mehreren historischen Teilregionen zusammen, die mit ihren Klein-, Mittel- und Großstädten bis heute die regionale Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur auf jeweils unterschiedliche Weise prägen.
Während der Süden und Westen mit dem Paderborner Land und dem Kreis Gütersloh weitgehend katholisch dominiert sind, herrschen Protestantismus und Pietismus in Minden-Ravensberg und Lippe vor, wobei sich heute die konfessionellen Milieus immer weiter auflösen. Im Nordosten Westfalens hat sich seit 1945 eine dichte, hochkomplexe Städtelandschaft auf engem Raum ausgebildet. Zugleich zählt OWL zu den unterschätzten Wirtschaftsregionen der Republik und zudem beeinflusst die periphere Lage im Osten von Nordrhein-Westfalen an der Grenze zu Niedersachsen und Hessen die Selbstwahrnehmung als eine gegenüber anderen Landesteilen benachteiligte Region.
Die Tagung hat das Ziel, durch systematische Vergleiche neue Perspektiven auf OWL zu entwickeln, gängige Periodisierungsvorstellungen der Zeitgeschichte zu prüfen und kritisch zu hinterfragen.
Zeitplan:
Mittwoch, 25. Oktober
9.30 Uhr: Anmeldung
10 Uhr: Begrüßung
10.30 Uhr - 13 Uhr:
Themenfeld 1: Wirtschaft, Politik und Verwaltung
Moderation: Philipp Koch, Mindener Museum
12.40 Uhr: Mittagspause
14 Uhr - 16.30 Uhr:
Themenfeld 2: Migration und demografischer Wandel
Moderation: Dr. Michael Schubert, Universität Paderborn
16.30 Uhr: Kaffeepause
17 Uhr: Museumsführung
18 Uhr: Öffentlicher Vortrag: Innovation aus OWL – „Industrie.Zero“ schafft Nachhaltigkeit (Prof. Dr. Roman Dumitrescu, Direktor am Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM), Paderborn)
19.30 Uhr: Ausklang in Paderborn
Donnerstag, 26. Oktober
9.30 Uhr - 12 Uhr:
Themenfeld 3: Infrastrukturen im Wandel
Moderation: Prof. Dr. Malte Thießen, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
12 Uhr: Mittagspause
13.20 Uhr - 15.30 Uhr:
Themenfeld 4: Kultur, Gesellschaft und Bildung
Moderation: PD Dr. Claudia Kemper, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
15.30 Uhr: Verabschiedung
15.45 Uhr: Ausklang mit Kaffee
Veranstalter:
- Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF), Dr. Christian Berg
Partner:
- LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, PD Dr. Christoph Lorke, Dr. Matthias Frese
- Arbeitsbereich Zeitgeschichte der Universität Paderborn, Prof. Dr. Peter Fäßler
- Mindener Museum, Philipp Koch
- Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens - Abteilung Paderborn, Dr. Andreas Neuwöhner
Organisation:
- Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF), Dietmar Schulte
E-Mail: dschulte(at)hnf.de