23.04.2013

Schottscher Rechenkasten

Schottscher Rechenkasten

Schottscher Rechenkasten

Machine arithmétique de Grillet

Machine arithmétique de Grillet

Machine arithmétique de Grillet

Urahnen des Taschenrechners: Raritäten aus der Frühzeit des mechanischen Rechnens

Das Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) hat am Dienstag zwei sehr seltene Rechengeräte aus dem 17. und 18. Jahrhundert vorgestellt, die ab sofort im Museum zu sehen sind. "Mit diesen beiden Geräten können wir unsere hervorragende Sammlung an Rechenmaschinen erweitern und damit auch die Anfänge des mechanisierten Rechnens anhand einzigartiger Originale präsentieren", zeigte sich HNF-Geschäftsführer Norbert Ryska stolz über die Neuanschaffungen. Machine arithmétique de Grillet Besonders gut erhalten ist die "Machine arithmétique de Grillet" von 1678. Außer dem Exemplar des HNF ist nur noch eine Maschine im Musée des arts et métiers in Paris bekannt. Gefertigt von René Grillet, dem Hofuhrmacher Ludwigs XIV., ist sie ein hervorragendes Beispiel für die Anfänge des mechanischen Rechnens. Eine kurze Beschreibung mit einem Kupferstich veröffentlichte Grillet 1678 in der ersten europäischen wissenschaftlichen Zeitschrift "Le Journal des Scavants". Seine Erfindung basierte auf dem Rechnen mit Napier-Stäbchen, die seit 1617 verwendet wurden. Unten im Holzkasten befinden sich fünf Walzen, gestaltet nach dem Prinzip von Napier-Stäbchen, zur Multiplikation und Division sowie zwei weitere Walzen zum Quadrieren und Berechnen von Kubikzahlen. Im Deckel hat Grillet 24 kleine aus Papier gefertigte Zahlenscheiben angebracht, die das Aufsummieren der von den Napier-Stäbchen gelieferten Teilergebnisse ermöglichen. Die sehr diffizilen Zahlenscheiben scheinen offensichtlich in den vergangenen 335 Jahren kaum verwendet worden zu sein, so hervorragend sind sie erhalten. Im Vergleich zur Pascaline, einer der ersten Rechenmaschinen von 1642, fehlt der Grillet der Zehnerübertrag und das mechanische Räderwerk. Mit einem Format von 14,5 x 32,5 x 5 cm und einem Gewicht von 990 Gramm ist sie aber besonders kompakt und kann als portables Gerät und damit als Urahn des Taschenrechners betrachtet werden. Das HNF hat die "Machine de Grillet" aus Privatbesitz erworben. Ihre Fundgeschichte weist auf eine mögliche Herkunft aus einer Lehrsammlung eines früheren baden-württembergischen Jesuitenkollegs hin. Schottscher Rechenkasten 1668 veröffentlichte der Mathematiker und Jesuit Caspar Schott den Plan eines Rechengeräts, das ebenfalls auf dem Rechnen mit Napier-Stäbchen basiert. Das neu erworbene Gerät im HNF geht auf diese Beschreibung Schotts zurück und ist etwa auf das Jahr 1780 zu datieren. Der Hersteller ist unbekannt. Es unterstützt die Multiplikation und Division achtstelliger Zahlen. Der Kasten ist aus Nussbaum- und Eichenholz gefertigt, die Drehknöpfe sind aus Elfenbein. Messingblenden dienen als Zier. Der Rechenkasten stammt aus derselben Quelle wie die "Maschine" von Grillet.

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