16.05.2023
Kunstinstallation im Heinz Nixdorf MuseumsForum
16. Mai bis 19. November 2023
Eine außergewöhnliche, beeindruckende und ebenso tiefgründige wie attraktive Kunstinstallation präsentiert das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) ab dem 16. Mai.
„The Nemesis Machine“ ist auf den ersten Blick ein faszinierendes, flackerndes, einzigartiges Kunstwerk voller Elektronik, Monitore, Licht und Vernetzung. Lässt man sich etwas länger auf die Installation des Londoner Künstlers Stanza ein, vermittelt sich ihr tieferer Charakter.
Sie bezieht Aspekte des Datenbesitzes, der Überwachung und der Stadtlandschaft ein. Dabei erzeugt sie eine Spannung von Utopie und Dystopie, die versucht, uns zu befreien, uns aber auch zu Komplizen des Kontrollsystems macht.
HNF-Geschäftsführer Dr. Jochen Viehoff betonte bei der öffentlichen Vorstellung: „Das Werk passt hervorragend in das HNF. Es greift die Aspekte künstlerisch auf, die wir im Museum und in Veranstaltungen behandeln: Was passiert mit unseren Daten? Welche Auswirkungen hat die permanente Datenflut auf die Gesellschaft und wie gehen wir damit um? Zugleich ist die Nemesis Machine visuell äußerst ansprechend. Diesen Anblick auf die Stadt der Zukunft sollte man auf keinen Fall verpassen, denn es ist einmalig und außergewöhnlich, eine solche herausragende und aktuelle Kunstinstallation in Paderborn zu sehen.“
Das Kunstwerk bietet einen Blick aus der Vogelperspektive auf eine kybernetische Stadtlandschaft, in der Wolkenkratzer aus Silizium und Leiterplatten gebaut sind.
Der Künstler Stanza beschreibt sein Werk so: „Die reale Welt wird virtuell, und das Virtuelle wird wieder real und in diesem Prozess enthüllt. Das ganze Werk ist ein lebendes und atmendes Kunstwerk. Das Projekt konzentriert sich auf die Mikro-Ereignisse der Veränderung, die Vibrationen und Geräusche der Umgebung unter Verwendung drahtloser sensorgestützter Technologien.“
Die ersten Ideen zur Nemesis Machine hatte Stanza bereits vor 20 Jahren. Die Fortschritte der Elektronik machten die Realisierung in den folgenden Jahren möglich. Von ersten kleineren Anfängen wuchs das Werk bis zum heutigen Umfang. Im HNF ist The Nemesis Machine so umfassend wie noch nie zu sehen. 101 Quadratmeter umfasst allein die zentrale Installation, die Gesamtfläche inklusive der seitlichen Elemente und Projektionen misst 800 Quadratmeter.
Der Künstler kaufte die elektronischen Bauteile vor allem im Internet und programmierte die Software, sodass Tausende von Live-Daten in das Kunstwerk fließen. Es verfügt über Kameras sowie lokale Sensoren im Museumsumfeld, die Licht, Temperatur und Lärm erfassen. Die Basis aber sind Echtzeit-Daten aus den Bereichen Wetter, Umwelt und Verkehr. Im HNF nutzt Stanza Internetdaten aus Deutschland; so werden allein 4.000 Punkte aus Verkehrsdaten verwendet. Alle Daten zusammen ergeben die farbige und flackernde Szenerie. Daher sieht Stanza die Nemesis Machine auch als Projekt der Visualisierung.
An den Wänden erweitern die „Living Landscapes“ und die Projektionen der „Living Systems“ die Installation. Sie greifen teils auf globale Daten und teils auf deutsche bzw. regionale Daten zurück und bieten damit einen kompletten dreidimensionalen Raumeindruck.
Stanza
Stanza (Jahrgang 1962) ist ein international anerkannter britischer Künstler. Er studierte Anfang der 1980er-Jahre Kunst am Goldsmiths College, University of London, später an der University of Greenwich und am Central Saint Martins, University of the Arts London.
Zu seinen Medien gehören Netzkunst, Gemälde, Videokunst, Installationen, Softwaresysteme und öffentliche Kunstwerke. Er fokussiert sich auf die Themenschwerpunkte urbane Landschaften, Überwachungskultur, Privatsphäre und Entfremdung in der Großstadt. Seine Kunstwerke wurden in über 100 Ausstellungen weltweit gezeigt: Biennale Venedig; Victoria and Albert Museum; Tate Britain; London Transport Museum; Mundo Urbano, Madrid; Musea Brugge; State Museum Novosibirsk; Biennale Sydney; Museo Tamayo Arte Contemporáneo, Mexiko-Stadt; São Paulo Biennale; u.v.m.
Stanza gewann zahlreiche internationale Preise.
Multimedia-Guide, Führung, Workshop, Eintrittspreise
Besucher können an der Kasse des HNF kostenlos einen Multimedia-Guide entleihen. Per Text und Video stellt dort Stanza die Nemesis Machine vor, berichtet über die künstlerische Idee und die Umsetzung. Auch über das eigene Smartphone ist dieser Guide abrufbar.
Für Gruppen werden Führungen angeboten, für Schulklassen ab der 7. Klasse. Zehn- bis Zwölfjährige können den Workshop „Nemesis – Mach dein eigenes Projekt!“ besuchen, in dem sie ein elektronisches Upcycling-Kunstwerk erschaffen.
„The Nemesis Machine – Stadt.Daten.Kunst“ ist bis zum 19. November im 3. Obergeschoss des HNF zu sehen.
Der Eintritt zur Ausstellung beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Eine Familienkarte kostet 10 Euro, zudem gibt es Kombi-Karten für 10 Euro (ermäßigt 6 Euro), die auch den Besuch der Dauerausstellung ermöglichen.
Mehr unter www.hnf.de/nemesis