12.10.2007

Krypto & Stegano

11.10.-06.12.2007

Geheimhaltung, Tarnung & Täuschung

Ausstellung im Heinz Nixdorf MuseumsForum

 

 

Es ist eine Welt des Geheimnisvollen, in die die neue Ausstellung im Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum entführt. „Krypto & Stegano – Geheimhaltung, Tarnung & Täuschung“ ist sie überschrieben. Vom 11. Oktober bis zum 15. Dezember sind im größten Computermuseum der Welt seltene Verschlüsselungsmaschinen, kuriose Geheimkameras und außergewöhnliche Tarnschriften zu sehen.

 

Die gesamte Ausstellung dreht sich um das Verschlüsseln und Verbergen von Informationen, sei es im Geheimdienst, dem Widerstand gegen das NS-Regime oder im kriminellen Milieu. Sie umfasst auf 100 Quadratmetern 110 Exponate. Diese machen sie zu einer Schau von Pretiosen und Besonderheiten. Leihgaben des Bundeskriminalamtes, des Deutschen Historischen Museums, der Crypto AG, privater Sammler und die Bestände des HNF bilden die Grundlage der Ausstellung.

 

„Wir sind stolz, zahlreiche Raritäten bekommen zu haben, die in der Öffentlichkeit bisher noch nicht zu sehen waren,“ betont HNF-Geschäftsführer Norbert Ryska die besondere Bedeutung der Ausstellung.

 

Präsentiert wird die älteste Chiffriermaschine der Welt, ein Geheimschriftzirkel aus Dresden von 1633. Ein Chiffrenring zeigt, wie zur Zeit Maria Theresias Nachrichten verschlüsselt wurden. Zahlreiche Leihgaben werden von einem traditionsreichen Unternehmen auf diesem Gebiet, der Crypto AG aus Zug in der Schweiz, zur Verfügung gestellt, so die ersten Walzenchiffriergeräte von Arvid Damm und die seltene Wanderer-Chiffriermaschine von 1943.

 

Großen Seltenheitswert haben auch die Kryha-Liliput im Taschenuhrformat und die „Sphinx“, ein handlicher Verschlüsselungsschieber aus Frankreich. Solche Geräte gelten dort als Staatsgeheimnis und sind daher nur sehr selten zu sehen. Aus Deutschland stammt der Siemens-Geheimschreiber. Mit einem solchen Gerät wurde der „Walküre-Befehl“ der Hitler-Attentäter am 20. Juli 1944 verschickt.

 

Den zweiten Bereich der Ausstellung bilden Geheimkameras. Der Klassiker der Spionagekameras, die Minox, ist in mehreren Exemplaren vertreten, u.a versteckt in einer Kleiderbürste oder gekoppelt mit einem Fernglas. Winzige Spezialentwicklungen der Stasi sind zu sehen, darunter auch so genannte Mikratkameras, die eine Verkleinerung von Schriftstücken um den Faktor 150 ermöglichten. Eine Robot Star 25 ist in einer Aktentasche verborgen. Durch den Verschluss hat die Polizei Aufnahmen von Ulrike Meinhof nach ihrer Festnahme angefertigt.

 

So genannte Container bilden einen weiteren Bereich der Ausstellung. Dabei handelt es sich um alltägliche Gegenstände, die als Versteck für Nachrichten oder Spionagematerial genutzt werden und oft raffinierte Öffnungsmechanismen besitzen. Zu sehen sind u.a. eine manipulierte Bierdose, ein Rasierpinsel mit einem Hohlraum für einen Mikrofilm, ein Aschenbecher mit einer verborgenen Kamera und eine Schreibmappe mit Geheimfach.

 

Der vierte Teil der Ausstellung erscheint auf den ersten Blick unverfänglich. Hinter scheinbar langweiligen und alltäglichen Titelblättern unterschiedlicher Drucksachen stecken jedoch brisante Texte. Ein Heft mit Backrezepten, eine Anleitung für die Reparatur von Nähmaschinen oder ein Prospekt vom Urlaubsort Todtnauberg im Schwarzwald: Was sich nach dröger Kost anhört, beherbergt tatsächlich hochpolitische Inhalte. Öffnet man den Umschlag, tauchen Texte von Regimegegnern der NS-Zeit auf. So findet sich neben anderen eine Schrift von Thomas Mann, getarnt in einem Teebeutel. Auch die RAF hat sich dieser Mittel bedient. Eine Abhandlung über den revolutionären Kampf kommt als Broschüre über die deutsche Straßenverkehrsordnung daher. Die meisten Tarnschriften in der Ausstellung sind eine Leihgabe der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover.

 

Die Ausstellung wird von speziellen Veranstaltungen begleitet. Am Sonntag, den 4. November ab 10 Uhr findet im Heinz Nixdorf MuseumsForum ein Familientag unter dem Motto „Krypto und Zahlen“ statt. Ein buntes Programm für Jung und Alt bietet Interessantes und Spannendes zum Mitmachen, Ausprobieren und Staunen. So können Kinder mit Geheimtinte schreiben oder Phantombilder zeichnen. Prof. Dr. Klaus Siewert von der Universität Paderborn berichtet über Geheimsprachen im Paderborner Land.

 

Während der Laufzeit der Ausstellung bietet das HNF fünf Termine der neuen museumspädagogischen Veranstaltung „Undercover – Im Auftrag des HNF“, eine unterhaltsame Schule für Nachwuchsagenten im Alter von acht bis zwölf Jahren.

 

Die Ausstellung ist bis zum 15. Dezember dienstags bis freitags von 9.00 bis 18.00 und am Wochenende von 10.00 bis 18.00 im Foyer des HNF zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

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