02.09.2017

Helfer oder Fälscher? Computer im Wahleinsatz

Foyerausstellung im HNF Sie unterstützen die Wahlorganisation, aber sie können auch der Manipulation dienen: Computer sind als Helfer willkommen, als Fälscher gefürchtet. Einen Überblick über Wahlcomputer und -geräte bietet eine kleine Ausstellung im Foyer des Heinz Nixdorf MuseumsForums vom 3. September bis zum 12. November passend zur Bundestagswahl. Präsentiert wird ein Apparat, wie er seit 1999 in Langen/Hessen und anderen Städten im Einsatz war. Die einfache Bedienung und eine schnelle Auswertung der Ergebnisse schienen die Zukunft des Wählens zu sein. Eine deutsch-niederländische Hackergruppe zeigte jedoch im Fernsehen, wie man in Sekunden den Speicher und damit das Ergebnis manipulieren kann. Zwei Wahlprüfungsbeschwerden führten 2009 zum Aus der Geräte durch das Bundesverfassungsgericht. Robust kommt das mechanische Wahlgerät Schematus daher, bei dem durch das Ziehen eines Knopfes die Stimme einer Partei zugeordnet wurde. Seit 1973 setzte es die Stadt Dietzenbach ein, zuletzt bei der Kommunalwahl 1997. Kurios wirkt die Wahlmaschine Votomatic aus den USA, bei der die Wähler ein Loch stanzen mussten. Seit Mitte der 1960er-Jahre wurden solche Lochkartenmaschinen in den USA eingesetzt. Spektakuläre Berühmtheit erlangten die Geräte im Jahr 2000 bei der Präsidentschaftswahl, als wochenlang über die Stanzung der Löcher auf den Wahlscheinen in Florida diskutiert wurde und George W. Bush äußerst knapp gegen Al Gore gewann. Um elektronische Wahlverfahren nachprüfbar zu machen, haben Forscher am Karlsruher Institut für Technologie um Prof. Dr. Jörn Müller-Quade das "Bingo-Voting" entwickelt. Es handelt sich um ein kryptographisches Verfahren, wodurch dem Wähler bewiesen wird, dass seine Stimme korrekt angenommen wurde und in das Wahlergebnis eingeht. Die Besucher im HNF können das System anhand eines von Wincor Nixdorf realisierten Systems ausprobieren. Auch der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung steht in der Ausstellung zum Ausprobieren bereit. Er informiert über die Programme der Parteien zur Bundestagswahl und stellt fest, welche persönlichen Vorlieben mit welchen Parteiprogrammen übereinstimmen. Ergänzt wird die Ausstellung durch die Medienkunstinstallation "The Furer" der Kölner Künstlervereinigung "fur" um Volker Morawe und Tilmann Reiff. Sie war bereits in Polen, Ungarn und einigen anderen Ländern zu sehen. Eine Holzpuppe gibt die Ansprachen berühmter Redner und Politiker wider und fordert uns damit heraus, über die Rhetorik und den Inhalt von Reden generell nachzudenken. Eröffnung mit neuem Format Die Ausstellung wird am Samstag um 14 Uhr mit einem neuen Format eröffnet. Drei renommierte Experten beleuchten aus unterschiedlichen Blickwinkeln in kurzen populären Vorträgen das Ausstellungsthema. Die Gäste sind eingeladen mit den Referenten bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch zu kommen. Zuerst erläutert Linus Neumann vom Chaos Computer Club, warum er lieber mit Papier und Bleistift wählt. Danach stellt Prof. Dr. Wolf Schünemann von der Universität Hildesheim seine Überlegungen zur Demokratie im Zeitalter der Digitalisierung vor. Abschließend berichtet Dr. Florian Muhle von der Universität Bielefeld über seine Forschungen zur Rolle von Social Bots in Wahlkämpfen. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Mehr und Anmeldungen zur Eröffnung auf www.hnf.de/wahlcomputer

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