11.11.2016

Heinz Nixdorf und das E-Bike

Kaum etwas boomt derzeit so stark wie der Markt für E-Bikes. Dabei ist kaum bekannt, dass bereits 1984/85 der Paderborner Computerpionier Heinz Nixdorf ein solches Gefährt entwickeln ließ, das ab dem 12. November im Heinz Nixdorf MuseumsForum zu sehen ist. Bürocomputer, Kassensysteme, Bankautomaten und digitale Telefonsysteme sind die Produkte, mit denen Heinz Nixdorf erfolgreich war. Doch wie kam der erfolgreichste deutsche Computerpionier auf die Idee, ein E-Bike zu produzieren? 1984 reiste Heinz Nixdorf nach Berlin in sein dortiges Werk und sprach mit dem Abteilungsleiter im Bereich Kassensysteme Günter Baitz, der sich bereits mit zahlreichen Erfindungen einen Namen gemacht hatte. Nixdorf meinte, dass er es nicht mit ansehen könne, wie sich vor allem ältere Menschen auf dem Fahrrad mühsam abstrampelten. Deshalb forderte er Baitz und seine Mitarbeiter auf, ein elektrisch betriebenes Fahrrad zu entwickeln. Damit wollte Nixdorf, der jeden Tag auf dem Hometrainer saß, auch ein fahrbares Trimm-Dich-Rad realisieren. Auch die Idee der Energierückgewinnung, heute bei besseren Pedelecs vorhanden, hatte er bereits. Baitz beschaffte ein Damenrad der Marke Hercules Ibiza, sein Kollege Wilfrid Dobring besorgte einen 12-Volt-Motor aus der Automobilindustrie und passende Batterien. Gemeinsam setzten sie nach Feierabend die Idee ihres Paderborner Chefs um und konstruierten ein fahrfähiges E-Bike. Als Heinz Nixdorf Ende 1985 zur Einweihung des Rohbaus eines neuen Produktionsgebäudes wieder in Berlin war, fuhr er auch eine Runde mit dem neuen Gefährt. Er war so begeistert, dass er gleich den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen zur Probefahrt einladen und an die Öffentlichkeit gehen wollte. Baitz konnte ihn mit dem Hinweis bremsen, dass erst die Patente gesichert werden müssten. Nixdorf war entschlossen, das Fahrzeug zur Produktionsreife zu bringen, doch nach seinem Tod 1986 wurde das Projekt vom nachfolgenden Vorstand gestoppt. Vor Jahren hat der ehemalige Geschäftsführer des HNF Norbert Ryska von dem Fahrrad erfahren und nun dafür gesorgt, dass es in den Bestand des Museum überging. Das Fahrrad ist zu den üblichen Öffnungszeiten des HNF bei freiem Eintritt zu sehen: dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr.

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