23.06.2011

Genial & Geheim - Alan Turing in 10 Etappen

10.01.2012

Ausstellung im Heinz Nixdorf MuseumsForum Januar bis Dezember 2012

 

 

Das Jahr 2012 wird international im Zeichen von Alan Turing stehen. Der legendäre englische Mathematiker und Computerpionier wurde am 23. Juni 1912 in London geboren. Sein 100. Geburtstag wird vor allem in seinem Mutterland, aber auch in den USA, Brasilien, China und zahlreichen anderen Ländern mit Veranstaltungen gefeiert.

 

In Deutschland wird das Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn mit der ambitionierten Ausstellung „Genial & Geheim - Alan Turing in 10 Etappen“ die Leistungen des ebenso genialen wie skurrilen Wissenschaftlers würdigen. Original-Exponate sowie innovative und künstlerische Installationen präsentieren den Museumsbesuchern Alan Turings herausragende Leistungen.

 

Seine Forschungen haben während des 2. Weltkrieges wesentlich zur Entzifferung der mit der Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche geführt. Damit spielte Turing eine wichtige Rolle bei der Atlantikschlacht und anderen wichtigen Kriegsschauplätzen. Ebenso bedeutend waren seine theoretischen Arbeiten, die bis heute die Grundlagen der Informatik bilden. Während seine Zeitgenossen den Computer „nur“ als große Rechenmaschine im Kopf hatten, konzipierte Turing bereits das Modell einer universellen Maschine, die alle algorithmischen Probleme berechnen konnte.

 

Am 7. Juni 1954 unter rätselhaften Umständen gestorben, hat Turing erst in den letzten Jahren eine angemessene öffentliche Würdigung erfahren, während er in Fachkreisen seit Jahrzehnten verehrt wird.

 

Die Ausstellung im Heinz Nixdorf MuseumsForum konzentriert sich auf die Leistungen Turings bei der Enigma-Entschlüsselung und seine grundlegenden Arbeiten als Computerpionier, beleuchtet aber auch seine Ausführungen zur Künstlichen Intelligenz und zur Musterbildung in der Natur sowie die Tragödie seines Todes und seinen Nachruhm.

 

Die Ausstellung ist erstmals in Etappen aufgebaut. In monatlich aufeinanderfolgenden Inszenierungen werden die zehn Themen dargestellt. Ausstellungseröffnung ist am 10. Januar 2012 mit dem Themenbereich „Enigma und die Atlantikschlacht“. Am 14. Februar folgt der nächste Abschnitt mit Objekten und Darstellungen zu den „Codebrechern von Bletchley Park“, der geheimen englischen Zentrale für Kryptographie im 2. Weltkrieg. Die weiteren Themen werden ebenfalls etwa einen Monat lang gezeigt bis zum Ausstellungsende am 16. Dezember 2012.

 

„Durch das mehrteilige Ausstellungsformat können wir unseren Besuchern das ganze Jahr Alan Turing präsentieren“, betonte HNF-Geschäftsführer und Projektleiter Norbert Ryska das ungewöhnliche Vorgehen bei der ersten öffentlichen Vorstellung von Genial & Geheim. „Nur so war es uns möglich, bedeutende und begehrte Leihgaben aus dem In- und Ausland wie vom US-Geheimdienst NSA, aus dem Science Museum in London, aus Bletchley Park oder von IBM zu bekommen. Es lohnt sich also 2012 noch mehr als üblich, öfters ins HNF zu kommen.“

 

Die Ausstellung wird in einem eigens konstruierten Pavillon im Foyer gezeigt. Neben den technisch-wissenschaftlichen Exponaten werden auch künstlerische Installationen Alan Turings Werke und Gedanken beleuchten. „Wir würdigen Alan Turing mit einer Serie von Inszenierungen, weil er ein universeller Vordenker des digitalen Zeitalters und eine außergewöhnliche Persönlichkeit war“, umreißt Ryska die Konzeption der Ausstellung.

 

Durch Turings Schaffen ergeben sich auch überraschende Zugänge zur Dauerausstellung des HNF. Diese werden durch eine spezielle Turing-Führung und Schüler-Workshops erschlossen, sodass die Sonderausstellung eine gute Überleitung in das weltgrößte Computermuseum bildet, in dem bereits seit der Eröffnung 1996 Turing ein eigenes Kabinett in der Galerie der Pioniere gewidmet ist.

 

Alan Turing (1912-1954):

Alan Turing wurde am 23. Juni 1912 in London geboren. Von 1931 bis 1934 studierte er am King's College in Cambridge Mathematik und wurde dort 1935 zum „Fellow“ gewählt. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er in der „Government Code and Cypher School“ in Bletchley Park und entwickelte Verfahren zur Dechiffrierung der mit der Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche.

 

Nach dem Ende des Krieges wandte sich Turing der Computerentwicklung zu und war am National Physical Laboratory in Teddington (1945/47), wo er das Konzept der „Automatic Computing Engine“ (ACE) entwarf, und als stellvertretender Direktor des „Computing Laboratory“ an der Universität Manchester (ab 1948) tätig.

 

1952 wurde Alan Turing wegen seiner Homosexualität zu einer menschenunwürdigen, einjährigen Hormonbehandlung mit Östrogen verurteilt. Ein Jahr nach Ende der Behandlung, am 7. Juni 1954, beging er offensichtlich Selbstmord mit einem vergifteten Apfel.

 

Alan Turing hat die Erfindung des Computers in den 1940er und 1950er Jahren zwar nicht maßgeblich beeinflusst, aber seine theoretischen Konzepte ließen ihn in die Computergeschichte eingehen: Die „Turingmaschine“ ist noch heute eine wichtige Grundlage für Untersuchungen in der theoretischen Informatik und der 1950 von ihm zur Beantwortung der Frage „Können Maschinen denken?“ vorgeschlagene „Turingtest“ stimulierte die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz.

 

Im Jahr 2009 bedauerte der britische Premierminister Gordon Brown im Namen der britischen Regierung die Verfolgung Turings und würdigte seinen außerordentlichen Beitrag während des Zweiten Weltkriegs. US-Präsident Barack Obama stellte bei seinem jüngsten Staatsbesuch in London Turing in eine Reihe mit Newton, Darwin und Einstein.

 

 

Ausstellungsthemen und ausgewählte Exponate:

10.1.-12.2.2012 Enigma und die Atlantikschlacht (Enigma, U-Boot-Modell, Funkgeräte)

 

14.2.-11.3.2012 Die Codebrecher von Bletchley Park (Enigma, Bombe-Drum, Walzenmodell)

 

11.3.-8.4.2012 Der Turing-Test (Hirnmodell, Turing-Test-Terminal)

 

10.4.-6.5.2012 Von Turbochamp bis Deep Blue (Deep Blue Board, Turing Engine)

 

8.5.-8.7.2012 Die Geschichte der intelligenten Maschinen (Robo Thespian)

 

31.7.-26.8.2012 Die Turing-Maschine (HNF-Funktionsmodell, Historische Turing-Maschine)

 

28.8.-23.9.2012 Musterbildung in der Natur („Interactive Plant Growing“)

 

25.9.-21.10.2012 Der Pilot ACE Computer (Laufzeitspeicher UNIVAC, Pilot ACE)

 

23.10.-18.11.2012 Love Letters (Installation von David Link)

 

20.11.-16.12.2012 Tragödie und Nachruhm – Turing heute (Turing-Award)

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