Das Heinz Nixdorf MuseumsForum lässt sein Jubiläumsjahr mit einer Lichtinstallation an der Fassade ausklingen. Der Berliner Künstler Franz John hat dieses außergewöhnliche Projekt realisiert. Rote und blaue Leuchtdrähte illuminieren das Gebäude und lassen die Zahl 25 in binärer Form erkennen. Als echter Hingucker in den Abendstunden ist „11001 – End of Medium“ ein attraktives Fotomotiv.
Franz John war auf zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten, u.a. am Exploratorium in San Francisco, auf der São Paulo Biennale in Brasilien, auf der Skulptur-Biennale im Münsterland und bei Über Lebenskunst im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.
In seinen Werken beschäftigt sich John vorwiegend mit Natur, Architektur sowie den historischen Gegebenheiten eines Ortes.
End of Medium ist natürlich ein Titel, den man beim Lesen erst einmal verarbeiten muss. Er kommt wie ein Schreck daher und wie eine Frage. Wieso soll jetzt hier an der Fassade eines Museums, das in zwei Farben leuchtet, ein Medium zu Ende sein? Soll es in Erinnerung rufen, dass die aktive Medienproduktion der Marke „Nixdorf“ zu Ende ist und nun gleichzeitig die Ausstellung ihr 25. Jubiläum feiert? Das wäre eine Richtung.
Aber weit gefehlt. End of Medium ist ein Steuerbefehl, den sowohl Maschine als auch Mensch an ihrer Schnittstelle verarbeiten müssen. Einige der ersten Computer haben ihre Programme von einem langen Band gelesen, das mit einer feingliedrigen mechanischen Vorrichtung abgetastet und Leseschritt für Leseschritt vorwärts transportiert wurde. Irgendwann, nach dem soundsovielten ausgeführten Befehl, war des Band zu Ende. Und genau dieses Ende des Programmbandes wurde mit dem Maschinencode für End of Medium angekündigt. Die Maschine stoppte dann, um zu verhindern, dass ihre Mechanik ins Leere tastete und womöglich Schaden nahm; einen Absturz verursachte oder ähnliches.
Gleichzeitig wiederum war dieses Stoppen der Maschine eine Aufforderung an die Maschinenbediener_in. What‘s next? Was soll ich tun? Füttere mich bitte mit einem neuen Band. Oder lege einfach das gleiche wieder von vorne ein. Ich liebe Wiederholungen!
Diese historische Prozedur, ihre räumliche Gestalt und ihre Bewegung, hat sich Franz John vor Augen geführt, als er seine Installation End of Medium entwarf. Die Fassade des Gebäudes ist durch ihre Lisenenkonstruktion gerastert. Ein zauberhaftes kariertes dreidimensionales Blatt für einen binären Code im Programmierschrittlook.
Anlässlich des 25. Jubiläums des Heinz Nixdorf MuseumsForums (HNF) hat der Künstler Franz John die binäre Entsprechung der „25“ hergenommen – 11001 – und visualisiert sie mit roten und blauen Lichtdrähten in der Vertikalen.
Die Lichtinstallation End of Medium arbeitet mit ihrer Umgebung. Erstens macht sie die Fassade des HNF zum Bestandteil der Inszenierung, indem das Raster der Fassade als Darstellungsmarkierung der binären 25 fungiert. Zweitens erzeugt sie einen mit der Plansprache Solresol geschriebenen und in Kooperation mit dem Musiker Rainer Frey entwickelten Sound, der die Lichtvarianzen der Leuchtdrähte steuert. Und drittens verweist sie mit vom Raster abweichenden Lichtstrecken in den Raum hinein, verwickelt die Betrachter_innen in Spiegeleffekte und andere Wahrnehmungsüberraschungen, gewissermaßen vor und zurück. In die Vergangenheit und auf die Zukunft. What‘s next?
Franz John (*1960) beschäftigt sich mit neuen und alten Medien an der Schnittstelle zwischen menschlicher und maschineller Wahrnehmung, meist in Verknüpfung mit Natur bzw. Naturphänomenen und den Möglichkeiten ihrer Darstellung. Seine Arbeiten verbinden intensive Recherchen und wissenschaftliche Analysen mit anschaulichen und oft auch berühr- und benutzbaren Installationen im öffentlichen Raum.
Er war auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten, u.a. am Exploratorium (San Francisco/USA), im Goethe-Institut Warschau, auf der São Paulo Biennale (Brasilien), auf der Skulptur-Biennale Münsterland, bei Ecomedia im Edith-Ruß-Haus (Oldenburg), bei Über Lebenskunst im Haus der Kulturen der Welt (Berlin) und bei Schriftfilme im ZKM (Karlsruhe). 1996 war er als Artist in Residence im Headlands Center for the Arts bei San Francisco und erhielt 2011 für seine künstlerisch-wissenschaftliche Arbeit mit Farbstoffsolarzellen eine Projektförderung der Kulturstiftung des Bundes. 2007 und 2014 war er Stipendiat der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen. Für 2019 erhielt er das Jahresstipendium der ZF Kunststiftung in Friedrichshafen mit Einzelausstellung im Zeppelin Museum.
Er unterrichtete u.a. im Department of Art – Ohio State University (2001/2003), an der School of Art – University of Michigan (2006/07) sowie am Institut für Kunst und visuelle Kultur – Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (2013/14).
Franz John lebt und arbeitet seit 1980 in Berlin. Mehr zu Franz John auf www.f-john.de.